Schon als Kind war ich anders. Während andere Kinder spielten und herumtollten, spürte ich die Stimmungen meiner Eltern und die Gefühle der Menschen um mich herum – manchmal intensiver, als mir lieb war. Ich nahm Spannungen wahr, konnte fühlen, wenn etwas für andere nicht stimmte, und habe mich dadurch oft selbst verloren. Meine Sensibilität und die feine Anbindung an etwas Größeres habe ich lange Zeit unterdrückt, weil ich nicht wusste, wie ich damit umgehen sollte.
Gleichzeitig hatte ich schon früh den Drang nach Tiefe. Ich wollte verstehen, warum die Dinge sind, wie sie sind, und warum Menschen unglücklich in Situationen verharren, die ihnen nicht guttun. Schon als Jugendlicher habe ich begonnen, nach dem Sinn des Lebens zu suchen, Philosophen und Psychologen zu lesen und mich mit Fragen zu beschäftigen, die andere in meinem Alter kaum interessierten.
Etwas, das mich dabei immer begleitet hat: Wenn ich einem Menschen in die Augen schaue, sehe ich direkt in seine Seele. Ich erkenne oft das Leid, das auf der Seele liegt – Verletzungen, die in der Kindheit entstanden sind, unausgesprochene Themen, die das Leben schwer machen. Das war mir lange nicht bewusst, doch bei den hunderten von Patienten, die ich physiotherapeutisch behandelt habe, wurde mir klar: Ich sehe nicht einfach nur den Menschen, ich sehe die Seele dahinter. Und deshalb habe ich Menschen nie bewertet. Für mich war es immer wichtiger, den Weg der Seele zu erkennen.
Später habe ich meinen Studiengang als Jahrgangsbester abgeschlossen und mich auf Atlas- und Kiefertherapie spezialisiert. Doch je mehr ich arbeitete, desto deutlicher wurde mir: Die eigentlichen Ursachen liegen selten im Körper. Die Beschwerden meiner Patienten hatten ihren Ursprung tiefer – in unverarbeiteten Themen, in inneren Blockaden und ungelösten Gefühlen. Das ließ mich nicht mehr los.